Gedanken zum Hochfest Christi Himmelfahrt  21. Mai 2020

Liebe Gemeinde,

das Hochfest Christi Himmelfahrt fällt dieses Jahr ins Wasser? Natürlich nicht! Wir können es nur nicht in der gewohnten Form feiern. Aber wir wollen um so bewußter an den Beginn dessen denken, was wir heute Kirche nennen, Gemeinschaft der Christen.

Jesus kehrt zum Vater zurück, aber im Heiligen Geist, den er sendet, bleibt er gegenwärtig. Er selbst gibt den Jüngern und in Folge allen Christen den Auftrag, zur Ausbreitung des Glaubens beizutragen. Er sendet uns, die frohe Botschaft allen Menschen zu verkünden. Wie ein Stein, der ins Wasser fällt, konzentrische Kreise zieht, so sollen wir Sendboten für Gottes Liebe sein. Das Fest fällt also nicht ins Wasser sondern will  uns erinnern, dass wir, wie es im folgenden Lied heißt, zum Funken, zur Flamme, zum Licht für die Welt werden.

Am Festtag feiert unser Pfarrer wieder für die Gemeinde die hl. Messe um 10.00 Uhr. Auch die Kirche ist in der Regel zum stillen, persönlichen Gebet geöffnet. 

Lied

Ins Wasser fällt ein Stein, ganz heimlich, still und leise, und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreise. Wo Gottes große Liebe in einen Menschen fällt, da wirkt sie fort, in Tat und Wort, hinaus in unsre Welt.

Ein Funke, kaum zu sehn, entfacht doch helle Flammen; und die im Dunkeln stehn, die ruft der Schein zusammen.  Wo Gottes große Liebe in einem Menschen brennt, da wird die Welt vom Licht erhellt, da bleibt nichts, was uns trennt.

Nimm Gottes Liebe an! Du brauchst dich nicht allein zu mühn, denn seine Liebe kann in deinem Leben Kreise ziehn. Und füllt sie erst dein Leben und setzt sie dich in Brand, gehst du hinaus, teilst Liebe aus, denn Gott füllt dir die Hand. 

GL Nr. 812 

Evangelium vom Hochfest Christi Himmelfahrt

Mt 28, 16-20 

In jener Zeit gingen die elf Jünger nach Galiläa  auf den Berg, den Jesus ihnen genannt hatte. Und als sie Jesus sahen, fielen sie vor ihm nieder. Einige aber hatten Zweifel.

Da trat Jesus auf sie zu und sagte zu ihnen: Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf der Erde.

Darum geht zu allen Völkern, und macht alle Menschen zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehrt sie, alles zu befolgen, was ich euch geboten habe.

Seid gewiß: Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt. 

Evangelium unseres Herrn Jesus Christus

Predigt  

In einigen südbayerischen Gegenden ist es mancherorts Brauch, dass man an Christi Himmelfahrt eine Christusfigur in der Kirche zur Decke hinaufzieht oder dass man die Osterkerze ausbläst. Ich bin eigentlich froh, dass diese Traditionen nicht zu weit um sich greifen. Denn bei allem Verständnis für solche Szenarien sehe ich darin auch eine Gefahr: die Gefahr, daß wir meinen, mit der Himmelfahrt sei Jesus eben weg, und er habe nichts mehr zu melden.

Ich glaube, das Fest Christi Himmelfahrt ist für uns aber in doppelter Hinsicht ein Fest: Zum einen feiern wir, dass sich der Kreis im Leben Jesu geschlossen hat: Er kam von Gott und ging auch wieder zu Gott. Und wir glauben ja, dass dieser Weg auch unser Weg ist.

Zum anderen feiern wir aber auch den Beginn von Kirche: Bis zu diesem Abschied Jesu gab es noch keine Kirche. Es gab nur den Jüngerkreis  und der war selbst nach der Auferstehung noch so zweifelnd, so unsicher und ängstlich, dass daraus nie eine Kirche geworden wäre. Deshalb war diese Zeit bis zur Himmelfahrt Jesu so wichtig. Deshalb war es für die Jünger so wichtig, dass sie immer Erfahrungen und Begegnungen mit dem auferstandenen Herrn hatten. Denn erst jetzt sind sie stark genug, um auch allein weiterleben und weiterarbeiten zu können. Jesus läßt seine Jünger allein und doch nicht im Stich. Denn er sagt ja, dass er bei ihnen ist - alle Tage. Aber er läßt die Jünger und seine zukünftige Kirche in einer gefährlichen Situation zurück. Eine Gefahr ist, dass die Jünger nur zum Himmel starren. Das meint, dass wir Jesus nur noch für das Jenseits, für den Himmel gelten lassen - aber nicht für die Welt und ihre Gesetze und Abläufe. Als hätte Jesus nichts mit Wirtschaft und Politik und sozialen Problemen zu tun. Dem widerspricht das Wort Jesu: „Mir ist alle Macht gegeben im Himmel und auf Erden.“

Die andere Gefahr ist, dass die Kirche nun selbst nach dieser Macht strebt in dem naiven Glauben, dass das Reich Gottes erst dann kommt, wenn die Kirche überall am längeren Hebel sitzt. Sicher werden Sie mir zustimmen, dass keine der beiden Richtungen der richtige Weg wäre.

Im Evangelium werden uns heute zwei Richtungen aufgezeichnet, die allein notwendig sind: Anbetung und Sendung.

Zuerst fallen die Jünger vor Jesus nieder. Auch wir benötigen immer wieder diese Haltung, dass wir uns klein machen vor ihm, ihn anbeten und uns von ihm verwandeln lassen. Erst dann kann Sendung fruchtbar werden. Auch in unserem Gottesdienst kommt erst nach der Anbetung die Sendung: „Geht in Frieden, bringt den Friedenl“

Anbetung und Sendung: Das ist das Wesen und der Auftrag der Kirche. Denn für die Kirche gilt dasselbe wie für Jesus, von dem wir im Credo sagen: „Er sitzt zur Rechten des Vaters.“ Wer die „rechte Hand“ ist, der tritt ganz und gar für die Interessen und Anliegen desjenigen ein, der ihn zum engsten Vertrauten gemacht hat. Christus ist die rechte Hand

Gottes. In seinem Handeln zeigt sich Gott selber. Das bekennen wir im Glaubensbekenntnis. Die Kirche wiederum soll die rechte Hand Jesu sein. In ihrem Handeln soll sich das Handeln Jesu fortsetzen: „Geht hin und macht alle Menschen zu meinen Jüngern …. Werbt für mich, ladet sie ein und begeistert siel“ Bei diesem Auftrag läßt Jesus seine Kirche nicht allein. „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Auch das ist ein gutes Wort. Jesus ist nicht in der Weise allgegenwärtig wie die

großen und mächtigen Parteichefs, deren Bilder in jedem Büro an der Wand hängen und die einem Angst machen. Vor der Gegenwart Jesu braucht niemand Angst zu haben. Er will vielmehr bei uns sein auf ganz sanfte Art: Wie der gute Geist eines Menschen auch in seiner Abwesenheit spürbar sein kann, so soll der gute Geist Jesu auch in seiner Kirche spürbar sein.

Das klingt für viele sehr ideal. Leider ist auch in der Kirche oft wenig von Jesu gutem Geist zu spüren. Deshalb sagen manche sogar: Jesus, ja - Kirche, nein. Diese Spannung ist so alt wie die Kirche selbst.

Davon und von dem Mut Jesu, uns Menschen sein ganzes Lebenswerk anzuvertrauen, erzählt schon eine uralte Legende:

Der Teufel wollte Jesus überreden, doch nicht am Kreuz zu sterben. „Die Kirche braucht dich auf Erden“, so sagte der Teufel. „Wer soll dann predigen und heilen und die Gemeinde führen, wenn du nicht mehr da bist?“ Jesus antwortete: „Ich habe schon ein paar Menschen dazu ausgewählt.“ Doch der Teufel entgegnete: „Aber Petrus und Johannes werden das doch nie schaffen.“ „Nein“, sagte jesus, „aber sie werden andere finden, die ihnen helfen werden. Und die werden wieder andere finden.“ Doch der Teufel fragt: „Und wenn sie es nicht tun? Wenn ihnen die Lust vergeht und sie anfangen, untereinander zu streiten? Ist dein Plan, es mit den Menschen zu versuchen, nicht doch sehr riskant?“

Jesus antwortete: „Sehr riskant sogar. Natürlich! Die Kirche könnte sogar daran scheitern. Aber einen anderen Plan habe ich nicht.“

Jürgen Schwarz  in „Wortgottesdienste für die Sonntage und Hochfeste“ Grünewald Verlag 

Text zur Meditation

Unsere Hoffnung muss Fantasie bekommen,die diese kranke Welt neu entwerfen kann:

den neuen Himmel und die neue Erde.

Unsere Hoffnung muss Hände bekommen, die Hand anlegen an diese kranke Welt.

Unsere Hoffnung muss Füße bekommen, die sich wundlaufen für das Heil der Welt.

Unsere Hoffnung muss Worte bekommen, die die Menschen verstehen.

Gott hat damit den Anfang gemacht in seinem geliebten Sohn Jesus;

wir müssen weiter-machen. 

Irischer Segen                                           

Gott, wir danken dir für deinen Geist, den wir in deinem Wort neu erfahren haben. Lass uns durch ihn offen und zuversichtlich unseren Weg gehen.

So segne uns der Vater, in dessen Liebe alles seinen Ursprung hat. Es segne uns der Sohn, in dessen Gegenwart wir leben dürfen. Es segne uns der Heilige Geist, in dessen Kraft wir gesandt sind als Kirche des Herrn.

So segne und begleite uns der dreieinige Gott:  der Vater, und der Sohn und der Heilige Geist.  Amen

 

Eine  gesegnete Zeit!

 

Bleiben Sie gesund!                                  

 

Ihr Diakon N. Malina

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