Geistliches Wort 

Gott hat uns die Liebe ins Herz gelegt 

„Alle Jahre wieder kommt das Christuskind.“ – Das wissen wir. Jedes Jahr zur selben Zeit: Adventskalender, Stollen, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt, Plätzchen backen, Pyramide, Krippenspiel, Weihnachtsgans, Geschenke besorgen und einpacken… 

„Alle Jahre wieder…“ überfällt uns die „besinnliche“ Adventszeit. Mir geht es zumindest so, dass ich in jedem Jahr wieder überrascht bin, dass schon wieder zwölf Monate vorübergezogen sind. Es ist wieder Advent und was es in dieser Zeit so alles zu erledigen gibt, was alles wenig besinnlich ist, beginnt schon vor der eigentlichen Adventszeit Stress in mir auszulösen. Ich vermute, dass einige dieses Gefühl nur zu gut kennen. 

Die Adventszeit – eigentlich eine Zeit der Ruhe und Besinnung auf das, was da kommt. Eine Zeit des Wartens und Staunens, des Erwartens auf die Geburt des Jesuskindes, das in Windeln gewickelt in einer kleinen schäbigen Futterkrippe zur Welt kommt. Keine glitzernden Lichter, kein Tannenbaum, keine Weihnachtsmusik, die nach dem zwanzigsten Mal hoch und runter spielen im Radio bereits in den Ohren weh tut. 

All das brauchte es nicht, um die Ankunft Gottes in dieser Welt zu bejubeln. Nur einen Stall, eine Krippe, zwei einfache Menschen, einen Ochsen und einen Esel, einen Stern. Ganz still und leise, ohne viel Gehabe, arm, aber selig geschah dieses Wunder.

Und da wären wir auch beim Fundament dessen angekommen, was wir eigentlich in der Adventszeit erwarten und an Weihnachten feiern: die Liebe, die Gott uns in aller Stille ins Herz gelegt hat, um sie zu genießen, aber auch weiterzugeben.

Es zählen nicht wer das größte, schönste und teuerste Geschenk hat. Menschen, die ich liebe und die mich ehrlich lieben, weil Gott allen Menschen in diesem arm-seligen Wunder der Geburt im Stall die Liebe ins Herz gelegt hat, das ist das größte Geschenk. Menschen, die mich das ganze Jahr über begleiten, die mich lieben, mich nicht fallen lassen und in guten und schlechten Zeiten an meiner Seite stehen, sie sind ein Geschenk.

Aufmerksamkeit, Achtung, den anderen zu sehen und zuzuhören, zu helfen, auch wenn ich nicht gefragt werde, zu umarmen, ein Lächeln zu schenken, kleine Freuden zu bereiten, Liebe zu nehmen und zu geben - dann ist Advent mit der Erwartung, dass Weihnachten wird in dieser Welt. Vielleicht sogar das ganze Jahr über. Das wäre doch was oder?

Franziska Scherf
Seelsorgerin der Pastoralregion MSH

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