Auf dem Klostergelände in Helfta ist es ungewöhnlich ruhig. Für ein kontemplatives Zisterzienserinnen-Kloster eigentlich total passend. Das Gelände zeigte sich sonst aber von einer belebteren und bunteren Seite. Doch nun? Kaum Spaziergänger, keine Angehörige, die Pflegeheimbewohner bei Sonnenschein im Rollstuhl schieben, keine Seminar- und Tagungsgäste. Das Hotel hat geschlossen, ebenso das Kloster-Café und der Klosterladen.

An der großen Kirchentür prangt ein Hinweisschild, das mit freundlichen Worten deutlich macht, dass es keine öffentlichen Gottesdienste hier gibt. Allerdings, die Tür ist offen. Ebenfalls geöffnet ist die Gertrudkapelle neben der Klosterkirche.
In dieser Kapelle fand ich dieser Tage einen Zettel, auf dem ein Gebet geschrieben war. Von wem der Zettel stammt oder wer diese Worte verfasst hat, ist nicht zu erkennen. Wie oft das Gebet an diesem Ort schon gebetet wurde, kann ich auch nicht sagen. Es lohnt aber allemal, es weiterzugeben:

GEBET FÜREINANDER
Barmherziger Gott,
Du hast uns versprochen immer bei uns zu bleiben, auch in schweren Zeiten.
Wenn wir uns allein gelassen fühlen, bist Du da. Dafür danken wir Dir. Schau auf uns und höre unser Gebet.
Herr, wir bringen Dir alle Erkrankten. Wir bitten um Trost und Heilung. Sei allen Leidenden nahe, besonders auch den Sterbenden.
Stärke alle in ihrem Dienst, die in diesen Tagen besonders herausgefordert sind, die Krankenschwestern und Pfleger, die Ärzte und Polizisten, die Mitarbeiter in den Gesundheitsämtern und im Handel.
Tröste jene, die trauern. Richte alle auf, die voller Angst oder in Panik sind. Bleibe bei denen, die in Quarantäne sind.
Schenke den Ärzten und Forschern, den Politikern und Verantwortlichen Weitsicht, Weisheit und Energie, die richtigen Maßnahmen zu treffen.
Wir beten auch für jene, die großen materiellen Schaden befürchten.
Lass uns nicht vergessen, dass unser Leben ein Geschenk ist und Vieles unwichtig ist, was oft so laut daher kommt.
Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit.
Lass uns im Gebet füreinander eintreten und dort helfen, wo es nötig und möglich ist.
Hier auf dieser Erde ist alles vergänglich, Du aber bist ewig. Wir vertrauen Dir, dass Du alles zum Guten wenden kannst.

Amen

Neben der Sorge um die Erkrankten und dem Dank an alle, die in diesen Tagen besonders in ihrem Dienst herausgefordert werden, sind auch die markanten Sätze zu lesen: „Lass uns nicht vergessen, dass unser Leben ein Geschenk ist und Vieles unwichtig ist, was sonst so laut daher kommt. Mach uns dankbar für jeden Tag in Gesundheit.“
Man kann diese Zeilen einfach als Text lesen. Man kann den Text als Gebet sprechen. Man kann es laut oder leise beten. Bei Gott kommt es immer richtig an. Probiert es mal.
In diesem Sinne
Bleiben Sie gesund und von Gott behütet.

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