Halleluja, Christus ist Auferstanden, Halleluja!
Gedanken zum 5. Sonntag der Osterzeit 10. Mai 2020
Liebe Schwestern und Brüder,
vielleicht haben sie erwartet, dass auf Grund der staatlichen Lockerungen am Sonntag wieder Gottesdienste stattfinden. Aber auf dringende Empfehlung unseres Bischofs sollen diese bis 24.5.20 noch unterbleiben.
Ein Bischofswort an die Gemeinden und die neue Verordnung sind nachzulesen auf der Bistumsseite unter www.bistum-magdeburg.de Dort findet man auch verschiedene Gebets – und Andachtsvorlagen. Auch hat wohl fast jeder ein Gotteslob zu Hause und jetzt die beste Gelegenheit seine Vielfältigkeit zu erleben.
Auch gibt es Hinweise im „Tag des Herrn“ Nr. 19. Dort sind auch die Fernsehsender aufgeführt, auf denen Gottesdienste ausgestrahlt werden.
Haben wir also noch etwas Geduld – mit Gottvertrauen,- unserer und der Mitmenschen Gesundheit zu Liebe.
Darum auch heute ein paar Impulse zum 5. Sonntag der Osterzeit.
Am Sonntag feiert unser Pfarrer wieder für die Gemeinde die hl. Messe um 10.00 Uhr, so dass wir im Geist miteinander verbunden bleiben! Auch die Kirche ist in der Regel zum stillen, persönlichen Gebet geöffnet.
Evangelium vom 5. Ostersonntag
Joh 14, 1-12
In jener Zeit sprach Jesus zu seinen Jüngern:
Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott, und glaubt an mich!
Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten! Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin. Und wohin ich gehe - den Weg dorthin kennt ihr.
Thomas sagte zu ihm: Herr, wir wissen nicht, wohin du gehst. Wie sollen wir dann den Weg kennen!
Jesus sagte zu ihm: Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich. Wenn ihr mich erkannt habt, werdet ihr auch meinen Vater erkennen. Schon jetzt kennt ihr ihn und habt ihn gesehen. Philíppus sagte zu ihm: Herr, zeig uns den Vater; das genügt uns. Jesus antwortete ihm: Schon so lange bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen. Wie kannst du sagen: Zeig uns den Vater?
Glaubst du nicht, ,daß ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch sage, habe ich nicht aus mir selbst. Der Vater, der in mir bleibt, vollbringt seine Werke. Glaubt mir doch, daß ich im Vater bin und dass der Vater in mir ist; wenn nicht, glaubt wenigstens aufgrund der Werke!
Amen, amen, ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater.
Evangelium unseres Herrn Jesus Christus
Kurzpredigt (Joh 14 ,1-12)
Wie das Christentum Zukunft gewinnt
Über diesem Evangelium liegt Abschiedsstimmung. ln einer solchen Situation sagt und fragt man nur ganz Wichtiges. Jesus hat die Werke Gottes vor den Augen der Menschen vollbracht; er hat die Botschaft ausgerichtet, die auszurichten er gekommen war; er hat die Ewigkeit in die Geschichte hereingeholt, um die in sich verschlossene Welt neu auf die Ewigkeit auszurichten. Jetzt lenkt er noch einmal den Blick in diese Richtung. Es geht um das Letzte und Tiefste und um die Zukunft der Jünger und der Reich Gottes Botschaft nach seinem Weggang. - Jesus weiß, wie es in seinen Jüngern in dieser Stunde aussieht. Sie sind aufgewühlt, durcheinander, in Aufregung, wie gelähmt, unfähig fiir einen klaren Gedanken.
Neuer Horizont
In diese Situation hinein spricht Jesus vom Vorausgehen in das Haus des Vaters, vom Bereiten einer Wohnung für seine Freunde und vom Zu-sich-Holen. Und er spricht mit Vollmacht ein weiteres Wort, ein rätselhaftes Wort: „Amen, amen ich sage euch: Wer an mich glaubt, wird die Werke, die ich vollbringe, auch vollbringen, und er wird noch größere vollbringen, denn ich gehe zum Vater“. Damit will Jesus bei den Jüngern nicht nur Traurigkeit und Angst vor dem Verlassensein überwinden, sondern ihnen noch mehr ungeahnte Möglichkeiten aufzeigen und den Horizont für die Zukunft öffnen. Sie sollen zu ganz Neuem befähigt werden.
Wie aber soll das möglich sein? Der große Augustinus gesteht: „Wir fanden keinen, der die Werke tun würde, die Christus tat; wie sollen wir einen finden, der größere tut?“ Aber dann bringt er doch Beispiele, in denen er diese unglaubliche Verheißung. Jesu erfüllt sieht. Etwa wenn schon der Schatten des Petrus einen Kranken heilt (Apg 5,15), während die heilende Kraft Jesu erst durch die Berührung seines Gewandsaumes zur Wirkung kam. Oder die große Zahl der Zuhörer und der überwältigende Erfolg bei der ersten Predigt am Pfingstfest (Apg 2,41). Der Kirchenlehrer beruhigt:
Nichts geschieht ohne Jesus, ohne seinen Beistand, ohne Bindung an den erhöhten Herrn. Diese „größeren Werke“ der Jünger Jesu stehen also auf ganz bestimmten Voraussetzungen: auf der unabdingbaren Gemeinschaft mit Jesus im Glauben; auf der neuen Situation, die durch Jesu Hingehen zum Vater entsteht; auf der sicheren Erhörung der Bitten im Namen Jesu und schließlich auf dem Beistand des heiligen Geistes, der die geographischen und zeitlichen Grenzen von Jesu Wirken durchbrechen wird und das Werk Jesu durch die Jünger in der ganzen Welt und in allen Generationen vergegenwärtigen wird.
Das schöpferische Potential des Glaubens
Hat sich diese Verheißung Jesu in der bisherigen Geschichte erfüllt? Ist sie in der ganzen Geschichte der Kirche zum Tragen gekommen oder nur in der Zeit der Apostel? Und geschehen auch heute noch solche „größeren Werke“?
Schauen wir doch in die Geschichte und um uns herum: Was Paulus an missionarischer Kraft entfaltet hat, hat sich irı den großen Epochen der Mission fortgesetzt - bis heute. Denken wir an die bahnbrechenden Innovationen des Christentums auf dem sozialen Gebiet, in der Bildung, der bildenden Kunst, der Musik, der Philosophie. Denken wir an Persönlichkeiten wie Angela Merici, Mary Ward, Johannes Bosco, Franz Xaver, Las Casas, Nikolaus von Kues, Madeleine Delbrêl und viele andere; sie wurden von engstirnigen, fantasielosen, neidbesetzten und zwanghaften Mitchristen gerade wegen der Größe ihrer Werke oft viele Jahre lang übel behandelt, bis auch die kapierten, dass Jesus etwas anderes wollte als das bloße Wiederholen von bereits Vorhandenem. Oder denken wir an Papst Johannes XXIII, an den Bischof Helder Camara, auch an unseren jetzigen Papst, die sich alle zeitlebens für Neues und Überraschendes offen gehalten haben - z.T. im Widerspruch zu den herrschenden Strukturen und Gewohnheiten.
Wie Christus-Interpreten
Sie fragen sich vielleicht, wie ist das denn möglich, dass etwas noch über Jesus hinausführt? Ist er denn nicht der unüberbietbare Höhepunkt? Wieso gibt es dann noch „größere Werke“, und wie können wir sicher sein, dass sie Gottes Werke sind? Ein großer Theologe bietet uns eine Verstehenshilfe an: Er verweist darauf, dass z. B. der Interpret eines dichterischen oder musikalischen Werkes aufgrund des Fortgangs der Geschichte ein größeres Erfahrungspotential hat als der Verfasser. Dadurch kann er möglicherweise den Autor und sein Werk besser verstehen als dieser selbst. Genau darum geht es: Durch die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch soll das Werk Jesu Christi interpretiert, ausgelegt, ausgelebt und durchgesetzt werden. Es ist ganz entscheidend, dass bei der Aneignung der Offenbarung diese schöpferische Dimension des Glaubens wiedergewonnen wird, dieser kreative Grundzug, den der Heilige Geist in das Werk Christi hineinbringt. Zukunftsfähig wird das Christentum nicht durch bloßes Wiederholen oder bloß korrektes Wiedergeben des Wortes Gottes, sondern durch Aufspüren und Ausschöpfen seiner Gestaltungsmöglichkeiten für unsere Zeit.
Peter Graníg i.A. - „Wort-Gottes-Feiern“ Verl. Kath. Bibelwerk Stuttgart
In den Fürbitten sollten wir darum beten, dass Christen, wir selbst eingeschlossen, den Glauben und das Vertrauen in Gottes Lebensbegleitung nicht verlieren!
Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte, nichts wird mir fehlen. Er lässt mich lagern auf grünen Auen und führt mich zum Ruheplatz am Wasser.
Er stillt mein Verlangen, er leitet mich auf rechten Pfaden, treu seinem Namen.
Muss ich auch wandern in finsterer Schlucht, ich fürchte kein Unheil; denn du bist bei mir, dein Stock und dein Stab geben mir Zuversicht.
Du deckst mir den Tisch vor den Augen meiner Feinde. Du salbst mein Haupt mit Öl, du füllst mir reichlich den Becher.
Lauter Güte und Huld werden mir folgen mein Leben lang, und im Haus des Herrn darf ich wohnen für lange Zeit.
GL 37.2
Gott, unser Vater, du hast uns dein lebenspendendes Wort geschenkt. Es bringe uns voran. Du hast uns durch Jesus Verheißungen geschenkt, die uns ermutigen und in die Weite deiner Zukunft führen wollen. Halte uns auf dem Weg und in der Wahrheit deines Sohnes, damit wir seine Werke tun. Darum bitten wir dich durch ihn, Christus, unseren Herrn.
So segne und behüte euch der Dreifaltige Gott: der Vater, und der Sohn und der Heilige Geist. Amen
Eine gesegnete Zeit!
Bleiben Sie gesund!
Ihr Diakon N. Malina